NEITHARD BETHKE                          WERKVERZEICHNIS - NBWV
  
 

KAMMERMUSIKEN UND WERKE FÜR KLAVIER


Nahaufnahme einer Violine

Concertante
op. 45a/1988
Konzertmusik für Oktett (Querflöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, Violine, Viola, Violoncello) und Klavier bzw. Orchester
(op. 45a als 1. Fassung: Oktett mit Klavier)
(op. 45b als 2. Fassung für Oktett mit Orchester)
**
Eine bezaubernde und sehr lebendige Kammermusik, die allerdings versierter Instrumentalisten bedarf. Prägnante Themen machen diese Musik für den Hörer leicht nachvollziehbar. Klavierpart und übriges Oktett sind oft abwechselnd als Gegenüber eingesetzt. Ein choralhaftes Thema bestimmt den zweiten Satz, nachdem sich im ersten Satz alle Instrumentalisten in lebendigem Miteinander förmlich „ausgetobt“ haben. Das Choralthema wird, unterbrochen von einem rondellartigen Zwischenspiel, in verschiedenen Variationen durchleuchtet und prägt sich jedem Hörer und Spieler leicht ein. Der letzte Satz als gigueähnliches Presto verlangt den Instrumentalisten großes Können ab. Nach der Uraufführung urteilte ein sächsisches Kulturfeuilleton über diese dreisätzige etwa halbstündige Kammermusik: „Ein kostbares Kleinod unter den heutzutage geschaffenen Kammermusiken.“



Titelbild der Notenausgabe

Elegie „Das Schiff legt ab“

op. 73/2006
für Sopran, Klarinette und Orgel nach dem Gedicht-Fragment „Überfahrt nach Feuerland“ von Agnes Bethke (1997/98)
Für Uwe Steffen
EM 626

In den Jahren 1997/98 schrieb Agnes Bethke unter dem Eindruck einer Südamerikareise, die sie zusammen mit Uwe Steffen und Neithard Bethke unternommen hatte, die tief empfundenen Verse „Reise nach Feuerland“, die Anlaß gaben, dieses fragmentarische Gedicht in Musik zu setzen. Dabei sollte die Stimmung dieser Reise eingefangen werden. Zwar ist das Gedichtfragment nicht explizit geistlich zu nennen, doch ist es durchaus kein ungeistlicher Inhalt, zumal die Transzendenz den Mittelpunkt des Gedichts ausmacht. Deswegen hat der Komponist die Orgel als Begleitinstrument gewählt und einem hohen Sopran eine virtuos zu handhabende Klarinette beigeordnet. So entstand die Elegie „Das Schiff legt ab“.

Ein kleines choralhaftes Orgelintermezzo ist als Meditation am Ende der Reise und auf das „Warten der Überlebenden des Weltendes auf den Jüngsten Tag, denn die Nacht ist vorgedrungen, die Ewigkeit nahe“, zu verstehen.
Es taucht in Bethkes opera als selbständig gewordenes späteres Choralvorspiel wieder auf. Diese etwa 26-minütige Kammermusik endet offen, wie ohne Ende, ohne Abschluß, denn wir sind als Menschen doch alle stets sehnsuchtsvoll auf dem Weg nach Hause.



Nahaufnahme eines Instrumentencorpus

Introduktion, Ricercar und Choral
op. 84/2009
für 8 Soloinstrumente und Orgel oder Cembalo
**
Im Jahr 2009 schuf Neithard Bethke diese Kammermusik als passende Programmergänzung für das nicht abendfüllende „Musikalische Opfer“ von Johann Sebastian Bach. Daher hat sie die gleiche Besetzung, die man auch für dieses Spätwerk Bachs benötigt. Als „Hommage à Bach“ verfremdet Bethke ein Thema aus dem Musikalischen Opfer und setzt es in Korrespondenz zu einem choralartigen Hauptthema, das sich durch alle drei Sätze dieser anspruchsvollen Kammermusik zieht. Das Werk ist dem genialen langjährigen Kontrabassisten des Deutschen Bachorchesters Peter Langisch gewidmet.



eine Querflöte liegt über einem Notendruck

Konzertmusik für Querflöte und Klavier: 950 Flötentöne in 950 Sekunden

op. 87/2011
Dem Flötisten Klaus Grambow gewidmet
**
Komponiert für die 950-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Ratzeburg läßt Bethke hier humorvoll 950 Flötentöne in 950 Sekunden erklingen, wobei unmittelbare Repetitionstöne als ein Ton gewertet werden. Im Wesentlichen verwendet der Komponist hier Instrumentalpartien aus seiner Sommerkantate „Geh aus mein Herz“ op. 53, die sich sehr leicht zu einem organischen Ganzen zusammenfügen. Eine erfrischende kleine Kammermusik, die sofort eingängig und leicht verständlich ist.



Nahaufnahme einer Klarinette

Klarinettensextett

op. 88/2011
für Klarinette, Harfe und Streichquartett
**
Dieses Sextett ist eine reife Schöpfung Bethkes, aus vielen Erfahrungen als Interpret und als Komponist geboren. Die Komposition läßt spürbar die Verbundenheit des Komponisten mit der ursprünglichen Heimat seiner Vorfahren, dem Memelland (heute Litauen) erkennen.
Über 25 Minuten werden die Hörer in Atem gehalten, denn auf jeder neuen Partiturseite scheinen sich neue Klangwelten aufzutun, die, obwohl sicherlich bislang ungehört, eine vertraute Wärme ausstrahlen.
Von tiefer Melancholie, aber mit einem schließlich doch versöhnendem tröstlichen Schluß ist der zarte innige auch musikalisch zentrale zweite Satz bestimmt. Im letzten Satz meint man wieder, wie oft in den Werken Neithard Bethkes, sehnsuchtsvolle und tränenverhangene Klänge aus seiner ursprünglichen litauischen Heimat zu hören, jedoch ist es mehr die verbreitete Atmosphäre als ein greifbarer Ansatz, die dieses vermittelt. Rhythmisch kompliziert entfalten sich hier noch einmal alle Instrumente zu einem fast grotesken Tanz der „herbeigerufenen Geister“, die man nicht mehr los wird.



Titelbild der Notenausgabe

Musikalisches Jahr
op. 81/2007
12 kleine Stücke für Klavier solo
EM 2168 | ISMN 979-0-2007-2188-1

In dem Band „Musikalisches Jahr“ op. 81 sind zwölf kompakte Klavierstücke enthalten, die jeweils als musikalisches Kalenderblatt zu verstehen sind. Für jeden Monat ist ein Werk gedacht. Man kann selbstverständlich jedes Stück für sich alleine aufführen wie auch alle Stücke als Klavierzyklus zusammenstellen. Im weitesten Sinne an das Album für die Jugend oder die Kinderszenen von Robert Schumann erinnernd, könnte man sich sehr gut im ersten Teil eines Konzerts so einen Schumann-Zyklus vorstellen, dem dann im zweiten Teil dieses komplette op. 81 folgen könnte.






Nahaufnahme einer Klaviatur

Drei Impromptus
op. 86/2011
für Klavier solo
**
Die drei Impromptus op. 86, die im Jahr 2011 entstanden, sind technisch weitaus schwerer und musikalisch anspruchsvoller als die Intermezzi op. 81. Sie halten dem Vergleich zu großen Klavierwerken anderer Komponisten stand. Formal lassen sich diese fantasiereichen Stücke schwer einordnen, wenngleich eine ganz feste formale Gliederung erkennbar und hörbar ist. Jedes Impromptu dauert etwa 6–7 Minuten und ist stets von zwei gegensätzlichen Themen gespeist, die spannungsreich gegeneinander ausgespielt werden, wobei sich eines der Themen des Mittelsatzes von Bethkes 1. Symphonie bedient. Auch diese drei Kabinettstücke kann man einzeln oder als Zyklus aufführen.


Gemälde mit singenden und musizierenden Menschen

Nova ex antiquis
op. 128/ 2022
Concerto für Cembalo und Orgelpositiv (oder zwei andere Tasteninstrumente)

**


"Nova ex antiquis" - Neues aus Überliefertem. Das ist der etwas sphinxhaft erscheinende Titel dieser Komposition, der sicherlich einer dem besseren Verständnis dienenden Erklärung bedarf. Bereits von Beginn seines ersten Musikstudiums in Lübeck und dann in noch gesteigertem und höchst intensiverem Maße während seines musikwissenschaftlichen Studiums an der Universität in Kiel war der Komponist fasziniert von der mittelalterlichen Musik der Renaissance, in der die Kunst der "Niederländischen Polyphonie" vom 14. bis 16. Jahrhundert, einst ausgehend von der einstimmigen unbegleiteten Gregorianik, sich weiterentwickelte bis zur kunstvollen mehrstimmigen und meist vokalen Polyphonie. Damit führte sie die musikalische Kultur zunächst im selbständigen burgundischen Staat zu einer Hochblüte, die sich nicht auf auf das historische niederländische Gebiet beschränkte, sondern sich schnell auf andere europäische Gebiete, wie Frankreich, Deutschland, England und insbesondere Italien ausdehnte, und dort bereits vorhandene Musikkulturen auf das Lebendigste beeinflußte und befruchtete.

In seinem umfassenden Vorwort wurden die Eigenarten und die Interpretationsweisen der niederländischen Schule sowie deren Kompositionstechniken aufgelistet und es wurde auch deren weitere Fortentwicklung zu beleuchtet; denn sie sind der Anlaß und Impuls zu dieser neuen Komposition gewesen.


* Druck in Vorbereitung, nähere Informationen beim Komponisten oder beim Verlag Merseburger (www.merseburger.de)
** Das Aufführungsmaterial kann über den Komponisten bezogen werden